Grüne Jubiläumsfeier ein Erfolg

Selbst Zimmerns Hymne darf nicht fehlen

Mann der ersten Stunde: Klaus-Dieter Fuchs hielt die Geburtstagsrede.

Mann der ersten Stunde: Klaus-Dieter Fuchs hielt die Geburtstagsrede.

 

JUBILÄUM – Grüne feiern mit illustrer Gästeschar 25. Geburtstag des Ortsverbands

GROSS-ZIMMERN. Im urigen Gewölbekeller des Groß-Zimmerner Kulturzentrums Glöckelchen haben die Grünen den 25. Geburtstag ihres Ortsverbands gefeiert. Dass neben der eigenen Klientel vor allem örtliche Christdemokraten zum Gratulieren gekommen sind, ist ein Sinnbild für die Entwicklung dieser Partei.

(Artikel wurde veröffentlicht im Lokalanzeiger Groß-Zimmern, 08.09.2014)

Der Widerstand gegen die Startbahn 18 West und das Kernkraftwerk Brokdorf, die Friedensbewegung und das Aufbegehren gegen das Wettrüsten der Großmächte sorgten zu Beginn der 1980er Jahre für ein neues Phänomen in der etablierten Parteieinlandschaft: die Grünen kamen immer stärker ins Rennen.

Im SPD-dominierten Groß-Zimmern prallten seinerzeit hingegen alle Versuche ab, die Ideen der neuen Bewegung in Form einer Parteigründung zu etablieren. „1980 war ich mit den Kreisgrünen in Groß-Zimmern, um zu gucken, was geht“, berichtete Klaus-Dieter Fuchs – aber nichts ging. Dass es dem grünen Kommunalpolitiker 1989 dennoch gelang, das grüne Feld im Ort zu bestellen, mündete am Samstagabend in ein munteres Fest.

Mit Live-Musik, Zimmerner Kulturhäppchen und Gästen aus der Landespolitik wurde das 25. Jubiläum gefeiert. Vom Geist der Anfänge, als die grüne Bewegung von einem alternativen Biocharme umflügelt wurde, zeugte die Laudatio des Roßdorfer Grünen. Jenseits konventioneller Frisurenetikette trug Fuchs mit vielen Anekdoten die Geschichte der Grünen Ortsbewegung vor. Damals, als die neu gegründeten Freien Wählergemeinschaften aus grünen Themen Kapital schlugen, führte nur ein Zufall zur Realisierung der Ortspartei. Die Kreisgrünen hatten Zimmern bereits aufgegeben. Bei einem Treffen 1989 versuchte Fuchs erneut, den grünen Grundstein zu legen. „Mit zwei Leuten war das allerdings nicht möglich.“ Sein Glück: „Nebenan hatte der Schachclub Spielabend.“ Dort ließ sich Andreas Hein spontan anwerben, um mit Tobias Kaffenberger und Birgit Doblas war das Gründungstrio perfekt. „Auf meiner alten Reiseschreibmaschine haben wir das Wahlprogramm zusammengeschrieben“, erinnerte sich der Redner, seine Mutter habe sie unterstützt und die 4 500 Programme in der Küche zusammengetackert. Bei den Kommunalwahlen überwand die blutjunge Partei die damalige Fünf-Prozent-Hürde und errang zwei Mandate.

Schmunzelnd wurden auch aus Wiesbaden angereiste Gäste Zeuge dieser mit Herzblut und kleinen Mitteln, jedoch von Erfolg gekrönten Bemühungen der ersten Stunde.

„Damals waren die Grünen Exoten“, sagte die Hessische Staatsminiterin Priska Hinz lächelnd, die nicht in Schlabberjeans und Ökolook gratulierte, sondern in edler Abendgardarobe auch den Wandel der Grünen vom Exoten zum seriösen Koalitionspartner in Hessischer Regierungsverantwortung symbolisierte. „Dass wir in Hessen gemeinsam mit der CDU regieren und hier die Energiewende umsetzen, davon hätten wir vor Jahren nicht einmal geträumt“, so Hinz, die den Ausstieg aus der Atomenergie als größten politischen Erfolg feiert.

„Hallo Frau Kollegin“, hatte der CDU-Generalsekretär und Zimmerns Parlamentsvorsteher Manfred Pentz sie begrüßt. Marianne-Streicher Eickhoff, eine der fünf grünen Gemeindevertreter, wurde vom CDU-Mann kräftig geherzt, für die Geburtstagskinder gab es Biowein.

Die zahlreichen Vertreter der Zimmerner Parteienlandschaft demonstrierten mit ihrem Erscheinen zum Jubiläumsfest, dass man sich auch jenseits des Parlaments „grün“ ist. Für die ebenfalls angereiste grüne Landeschefin Daniela Wagner gab es Zimmerner Nachhilfeunterricht. Thomas Beutel, Helmut Kriha und Elke Thill inszenierten eine köstlich-heitere Version um die Geburtsstunde der Zimmerner Nationalhymne. Beim anschließenden Gesang „Mudder, hoste scho die Hinkel ennegedou“ gab es für die auswärtige Politprominenz auch eine hochdeutsche Übersetzung, „dabei habe ich alles verstanden“, so die Landeschefin.

Trotz bescheidener Anfänge der grünen Ortsbewegung – auch heute zählt die Partei um Dr. Jörg Lüdemann und Reiner Raab nur 12 Aktive – hat die junge Partei nachhaltige Erfolge. Als sie 1989 einen Umweltbeauftragten im Rathaus aushandelte, die kommunale Mitfinanzierung der privaten Betreuungseinrichtung Kinderfrei(t)räume und die intensive Jugendförderung forderte, schrieb die Bewegung an einem Kapitel kommunaler Erfolgsgeschichte mit.

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